Impressionen
... lebe mit allen Sinnen

Der Charme nostalgischer Vollkommenheit
Ich suchte auf dem Dachboden nach einem kleinen Buch, welches mir äußerst wichtig war und ich war hundertprozentig davon überzeugt, es hier oben zu finden.

Die alten verstaubten Koffer in der hintersten Ecke unter der Dachschräge versprachen Hoffnung, dass dort das bisher unauffindbare Erinnerungsstück zu finden sei.

Ich zog das übereinander gestapelte Kofferpaar aus seinem Versteck, kniete mich hin und blies empfindlich angewidert, mit ausreichendem Sicherheitsabstand, zwei zerfallene Spinnen, die vor langer, langer Zeit das Zeitliche gesegnet hatten, von der Kofferoberseite - wahrscheinlich mit einem Gesicht für das jeder Geisterbahnbetreiber ein Vermögen bezahlt hätte.
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Nun, mich sah ja niemand; ich war ja allein -
und wenn mich niemand sieht, mache ich halt solche Fratzen.

Den kleineren Koffer öffnete ich zuerst. Der dunkelbraune Lederriemen war hart und porös; die Schlösser schwergängig.

Ich wusste gar nicht mehr, woher diese Koffer eigentlich stammen, aber sie waren uralt und leider konnte ich auch niemanden fragen woher sie kamen, wem sie gehörten und ob man mit ihnen einst vereist war oder wohin. Sie mussten wohl von meinen Großeltern oder Urgroßeltern gewesen und so Generation um Generation mitgereist sein. Mich reizen solche Fragen ...

Ich liebe Dinge die eine Geschichte haben; die etwas zu erzählen haben. Ein Eigenleben!

Vielleicht hatte dieser kleine Koffer mehr erlebt, als ich jemals erleben würde.
Vielleicht barg er Geheimnisse, die für immer Geheimnisse bleiben würden.
Vielleicht war der Koffer selbst das Geheimnis.
Vielleicht würde ich Antworten finden - oder sich womöglich neue Fragen auftun.

Also schlug ich den Deckel auf. Er wurde durch schlichte Stoffbänder, die an den Seiten des Kofferunterteils befestigt waren, gehalten. Ein leicht muffiger Geruch hatte sich schwerfällig in den Stoff gesetzt und kroch, durch frischen Sauerstoff wiederbelebt, in meine Nase.

… wieder eine Nase rümpfende Fratze.

Mir fiel eine Zigarrenkiste ins Auge. Ich griff nach ihr. Sie war alt, jedoch gut erhalten. Auf dem Deckel stand in großen, geschwungenen Lettern der Schriftzug „Schimmelpenninck". Um die gesamte Kiste war ein vergilbter, ausgefranster Wollfaden geschnürt, der letztendlich auf der Oberseite zu einer akkuraten Schleife gebunden, dem ganzen Paket zusätzlichen Halt gab.

Ich öffnete die Schleife, wohlwollend mit dem Wissen ein Stück meiner Kindheit zu öffnen, legte sie zur Seite und hob den Deckel hoch. Meine Augen wurden feucht.
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Alleine die Zigarrenkiste meines Opas erweckte sofort Erinnerungen daran, wie er in den Sommermonaten mit mir und einer zusammengefalteten Tüte in der Hosentasche in den Wald ging um Brombeeren zu sammeln und um Mama und Oma außerdem einige, unter Naturschutz stehende Weidenkätzchenzweige für die Vase mitzubringen ;-)

… wie er genussvoll -mit diesem zufriedenen Lächeln im Gesicht- seine Zigarre paffte.
Als ich den Deckel hob, flimmerten mir an die hundert Glanzbilder entgegen deren Motive mal nostalgisch anmutend, mal -für damalige Zeit- modern geprägt waren. Ich schob sie mit bedachter Vorsicht mit meinem Zeigefinger auseinander und erinnerte mich an die Bilder des Kindseins; nahm das ein oder andere in die Hand und betrachtete es mit nachdenklich, melancholischem Blick.

Jenes, 'der kleine Junge', das war mein Bruder. Rosarote Pausbäckchen mit einem in seiner Nähe liegenden Milchfläschchen und dem kleinem blauen Hasen, den er so liebte.

-Kindliche Wunschgedanken-.

Es war mein liebstes Bild. Ich hatte es nie tauschen wollen. Wie auch – es war doch mein Brüderchen! 'Er' ganz alleine auf dem Bild, welches mich bis heute im Herzen begleitet. Es war für mich wie ein Foto; nicht wie die vielen anderen Bilder, ob mit oder ohne Flimmer - der nun an meinen Fingern haftete.

Es war besonders.
Es war ja 'Er'!

Mein Bruder wurde nur 12 Tage alt -
eigentlich habe ich ihn nie gekannt.
Eigentlich ...
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Ich schloss die Zigarrenkiste mit einem warmen Gefühl in der Herzgegend und legte sie zurück an ihren ursprünglichen Platz - in den alten Koffer. Unter klackerndem Geräusch nahm ich ein schweres Stoffsäckchen an mich, zugezogen mit einer leicht verknoteten Tunnelschnur aus Nylon. Murmeln ...

Glasperlen, Tonkügelchen, 'Knicker' - wie wir sie nannten, und wie selbstverständlich schaute ich auf meine Hände, sah nach, ob ich 'noch' Erde unter den Fingernägeln hatte.

Ich lachte leise in mich hinein, öffnete den Knoten, zog den Stoffrand auseinander und griff in dieses kühle, geschmeidige Meer von unterschiedlich großen, bunten Glaskugeln. Ich ließ sie durch meine Finger rieseln -aufeinander klackern-, nahm einige heraus und sah mir die farbenreichen verschiedenen Einschlüsse an.
…wie einfach es doch einst war, sein Spiel zu finden. Eine kleine Kuhle im Dreck; die Bahn mit den Händen noch barrierefrei wischen und ein Beutel voll Knicker - mehr brauchten wir nicht.

In diesem wie auch in dem anderen Koffer befanden sich viele solcher Erinnerungen. Zeichnungen, bekritzelte Papierschnipsel, Stofftiere. Spielzeug, das mir einst sehr wichtig gewesen war. Stücke von mir, von meinem Kindsein - … ein Puzzle vieler verschiedener Teile, das sich zusammenfügt aus längst vergessener Zeit, die plötzlich wieder da war, in ihrer ganzen Vollkommenheit.
Nostalgische Momente voll Glück. Ein vollendetes Bild.
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Nur, dieses eine Buch, das mich an jenen Ort führte, habe ich bis heute nicht gefunden.

Stattdessen trug ich ein kleines, braunes ledernes Album mit einem kindlich naiv gesicherten Schloss, hinab ins Wohnzimmer.

Ich öffne es von Zeit zu Zeit immer wieder mal; in einem stillen, melancholischen Moment und lese verspielte Poesie, die mit flimmernden Glanzbildern geschmückt, mir damals ewige Freundschaft versprach.

Text © Monika Hoesch
Fotos: 2,3,4 © Monika Hoesch
            1,5,6 ©  Monika Müller www.moniart.ch
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‘Vollkommenheit entsteht offensichtlich nicht dann,
wenn man nichts mehr hinzuzufügen hat,
sondern wenn man nichts mehr wegnehmen kann.'


Antoine de Saint-Exupéry
 fragende Mystik -  mystische Fragen
Feuchter Morgennebel kroch schwerfällig über das modrig  riechende Land.

Im Waldesinnern lebte die gedachte Einsamkeit.

Zu dieser unwirklichen Stille gesellte sich geheimnisvolles Rascheln und melodisches Gezwitscher. Wie eine fein abgestimmte Komposition erreichten mich Töne, die  darüber nachdenken ließen, was man sich wohl gerade zu sagen hatte, oder mir.

Ich konnte meinen Atem hören ...

Mein Weg führte mich über knisterndes, sprödes Geäst, vorbei an Licht durchflutete Wegstellen.

Sonnenstrahlen durchbrachen die Kronen mächtiger Baumskulpturen, die die Morgensonne für sich fingen und einnahmen.
Ihre fingernde Wärme ergriff mich abschnittweise; ließ mich wissen - dass ich hier nicht alleine war.
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Ich ging hinab zum See auf dessen Spiegel der Ruhe sich flimmernde Reflexe trafen. Befreundet ließen sich wärmende Strahlen nieder, schienen durch die gläsern wirkende Fläche und nahmen ein kühles Morgenbad. Berührend - wie eine begegnende Freundschaft wirkte es auf mich. Einige Wasserläufer durchbrachen dieses in sich ruhende Bild; liefen geschäftig tuend.
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Das durchnässte Holz des im Schatten liegenden morschen Bootsstegs war stellenweise dicht bemoost. In den grünen Polsterhügeln regte sich unbestimmt viel an Kleingetier. Zwischen maroden Stegbrettern suchten spitze Schilfhalme ihren eigenen Weg zum Licht.
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Alles und jedes suchte, entdeckte und lebte.

Wahrscheinlich für Jeden 'ein ganz normaler Tag' wie jeder andere - nur, dass ICH hier war.

Vielleicht war ICH aber auch gar nicht wichtig.

Vielleicht war ICHeinfach nur ... Ich.
Da lag die alte Jolle bewegungslos im Wasser; vertäut am Stegende.

Das ausgefranste Seilende war filigran umsponnen mit einem Netz feinster Spinnfäden, worin sich perlenkettenartig der Morgentau fing.

Bemerkenswert, wie stark und selbstverständlich das Netz für seine Herrin den Schmuck trug!

Versunken in den schimmernden Reflexionen erschienen Bilder der Erinnerung.
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Die schemenhafte Nähe Verstorbener und Lebender ließ den Glanz dieser Perlen in meinen Augen diffus verschwimmen.

Damals.

Nein,
ich war hier nicht allein!



    ... und
Stille erfüllte mich mit Ehrfurcht.


Text © Monika Hoesch
Fotos © www.moniart.ch
Während ich meine Augen geschlossen hielt ...
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und die Weichheit ihres Körpers wahr nahm, erinnerte ich mich an die wundervolle Zeit des Kindseins; an die Spaziergänge im Wald, an den Geruch von feuchter Erde und den Odeur ätherischer Kiefern- und Fichtenwälder. Wie sehr ich es liebte, 'sie' zu streicheln, ihren samtigen Körper durch meine Finger gleiten zu lassen – wieder und wieder.

Es war ein Gefühl von Vertrautheit; ähnlich wie man sie zu einem geliebten Tier empfindet, dessen treuer Blick sagt dass es jetzt mit mir eine bedingungslose Freundschaft fürs Leben eingeht.


Unvergesslich, das Gefühl von Vertrautheit.

Die Vertrautheit zwischen

menschlicher Erinnerung
-der wahrnehmenden Begeisterung
mit zarter, kindlicher Entdeckungsfreude-

und

den kleinen Wundern der Natur.


Text © Monika Hoesch
Foto © www.moniart.ch
Eine Begegnung im Herbst
Ich zog mit meiner Kamera los um auf Motivsuche zu gehen. Es war schon einige Zeit vergangen, als ich einem älteren Herrn begegnete, der mich schon von weitem interessiert beobachtete.Als wir auf Augenhöhe waren sprach er mich an und meinte: „Was suchen Sie?“

Ich antwortete: "Etwas, dem Andere keine Beachtung schenken!"
Er belächelte meine Antwort und sagte: "…dann werden Sie ein Sandkorn in der Wüste finden!", ich nickte.
"Wissen Sie, vielleicht ist es aber genau dieses 'eine Sandkorn', das ich brauche, um die Maschinerie des Uhrwerks lahm zu legen, was mir ermöglicht, für einen Augenblick lang die Zeit anzuhalten!"

Er sah mich sinnierend und gleichzeitig berührt an, dann entgegnete er mir: "Das ist Ihnen just in diesem Moment gelungen!"

Der ältere Herr ging weiter und drehte sich nach kurzer Zeit noch einmal um. Ich hörte ihn sagen: "Bald wird der Flieder wieder blühen!" und ich antwortete ihm leise:

"… und das ist gut so!"
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Text & Foto © Monika Hoesch
Lily of the Valley
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Es lag dieser elegante Duft von Maiglöckchen in der Luft. Kaum dass ich den Raum betrat, verfiel ich ihm. Wie so oft schloss ich meine Augen und holte mir die Erinnerung der Vergangenheit zurück in die Gegenwart.

Maiglöckchen - wie sehr ich mich auf die zarten, kleinen Blütenköpfe freue. Jahr für Jahr warte ich wie ein kleines Kind darauf, dass sich ihr weißer Glockenrock aufbäumt und sie ihren, mich verzaubernden Duft verströmen.

Verwildert dominieren sie zu dieser Jahreszeit meinen Garten. Drei oder vier kleine Rispen genügen vollkommen, um den Raum mit ihrem Duft zu füllen.

Er wusste, wie sehr ich ihm verfallen war. Er wusste von meinen Vorlieben, von meinen Gedanken, meinen Gefühlen. So war es wieder einmal nicht verwunderlich, dass er eine kleine, unglaublich kunstvoll verpackte Schachtel, die umhüllt war von roter Folie und elegant eng umarmt wurde von einer goldenen, filigranen Schleife, hinter seinem Rücken hervorholte mit den Worten: "Für dich, Liebling!"
Fast zu schade es auszupacken, dieses liebevoll gekleidete Geschenk, das nur für mich heute seine beste Robe trug. Lächelnd schien er wieder meine Gedanken lesen zu können, als die Worte mit einer Spur Ungeduld "... nun pack' schon aus!" seinen Mund verließen.

Es lag eine berauschende Stille im Raum.
Stille, in der eine unbeschwerte Note lag. Eine in sich ruhende Spannung zwischen noch-Warten-wollen und Überraschungseffekt.

Ich möchte mir diese Momente gerne bewahren. Diese erhöhten Pulsschläge, die so wunderbar das Leben beleben.
Und doch siegt meist die Neugier.

Wie auch jetzt, wo die Ungeduld in seinen, sich weitenden Pupillen, größer und größer zu werden schien und seine Hände fahrig durch die Luft fächelten, was so viel bedeutete wie 'Jetzt mach' schon!'

Männer, dachte ich und sah ihm liebevoll in die Augen. Ich sparte mir die Frage, ob 'wir' das Geschenk nicht doch noch ein wenig -so hübsch wie es war- in seiner Verpackung belassen könnten.

Die Schleife ließ sich leicht über die Ecken der Schachtel abstreifen. Ich legte sie so wie sie war auf den Tisch, um sie später doch noch irgendwo im Haus 'Deko oder Erinnerung' sein zu lassen.

Mit dem Öffnen der Folie stirbt die Überraschung; fliegt im zehntel Sekundentakt weg –wohin auch immer, vielleicht an einen anderen mystischen Ort.Wahrscheinlich!

Zehntel Sekunden, von einer Art 'süßer Schmerz'.
Warten, warten, noch etwas warten …!
Gleich ist es soweit! ... leider.

Immer noch zögernd schoss mir durch den Kopf: Warte, warte! Hundertstel Sekunden. Tausendstel ...

Vorbei!
Ortswechsel.
Wo mag sie jetzt wohl schon sein, 'die Überraschung'? Wessen Puls schlug bereits jetzt im zehntel Sekundentakt Kapriolen?


'White Linen'

Vor vielen Jahren schenkte er mir schon einmal 'White Linen', mit seinem verführerischen Duft, der sich blumig weich auf die Zunge legt, den Geist durchströmt und die Sinne streichelt.

Maiglöckchen. Maiglöckchen.
Überall Maiglöckchen - ging mir durch den Kopf.

Ich schmecke dich – genau wie damals.

Als ich die Schleife zwischen den Dessous in den Schrank legen wollte, fand ich ein von der Wäsche leicht zusammengedrücktes Schleifenband, das ich erst langsam zur Nase, dann zum Mund führte, zärtlich über meine Lippen strich, nochmals daran roch und es liebevoll sanft küsste.

Erinnerungen sind niemals nur Deko.
Zehntel Sekunden sind erwachende Erinnerungen,
die wir just in diesen Momenten einatmen.

... und doch steht die Zeit still -
in dieser einen zehntel Sekunde.


Text und Fotografie © Monika Hoesch
                 auch heute ...
- Ein Morgen, wie fast jeder andere -
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Hedera, meine treue, immergrüne Freundin!

Du bist lebendiger denn je unter den vertrockneten, braunen Blättern, die den Weg wie einen Teppich bedecken, sich ergeben und knisternd zerbersten unter dem enormen Druck der tragenden Füße.

Ein wunderbares Farbspektakel um mich herum.

Die warmen Töne von Grün und Gelb über Rot bis Braun lassen meine Augen wandern und genießen.

Eicheln liegen auf dem Boden -  verloren ihre Kappen beim Aufprall auf hartem Asphalt. In den Büschen raschelt es geheimnisvoll. Anmutig, der Tanz der Blätter in ihrem riesigen, farbenfrohen Ballsaal.

Der zarte Nebel verflüchtigt sich, während die letzten gefiederten Freunde ihr Abschiedslied singen und ein wärmender Strahl auf meinen Körper trifft.

Knorriges Geäst rankt bedrohlich gen Himmel. Mit einem Hauch Melancholie ergibt es sich nackt dem Zeichen der Zeit.

Es ist kalt. Modrig und muffig trägt mir das abgestandene Wasser seine Botschaft zu.

Der Teich abgesunken, faul und träge - unmotiviert und still wartend auf eine sanfte Bewegung oder den Kuss des Himmels.

Ein wilder, aufgeregter Blattregen erklärt sich durch aufkommenden Wind und bedeckt den Weg mit Buntem, sich natürlich Ergebendem.
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Selbst die stolzen Wächter des Teiches sind hüllenlos. Die Buchen zieren sich noch ein wenig, bemänteln sich mit dem, was ihnen noch bleibt – für kurze Zeit.


Der einst fließende, kleine plätschernde Bach dümpelt vor sich her. Er schweigt und genießt die Wärme des Blattwerks, das ihn liebevoll bedeckt.


Ein wiederholtes, tiefes Einatmen füllt die Lunge mit Leben und gezielten Schrittes suche ich die Behaglichkeit und den Duft von frischem Kaffee.


Text & Fotos © Monika Hoesch
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